Den Eröffnungsvortrag bestritt Prof. Dr. Dr. HOLGER ZABOROWSKI von der Universität Erfurt, der sich in fünf Thesen mit dem Thema „Klosterkultur heute. Herausforderungen, Probleme und Chancen“ beschäftigte. Mit Blick auf die gegenwärtige Krise der Klosterkultur, ausgelöst durch zahlreiche Herausforderungen des kirchlichen und gesellschaftlichen Wandels, erinnerte der Referent an die Kontinuität der Krise von Klosterkultur – hinsichtlich der immer wiederkehrenden Reformnotwendigkeiten und Reformbestrebungen in der Geschichte der Klöster. Nach Zaborowski sei heute eine große Attraktivität von Klosterkultur in der Öffentlichkeit bzw. in den Medien zu beobachten, wobei nicht von einer Klosterkultur, sondern vielmehr von „Klosterkulturen“ zu sprechen sei. Der Referent betrachtete das Wesen von Klosterkultur und verglich Klosterleben mit dem Konzept „Leben als ob nicht“: ein Leben in unserer Welt, aber gleichzeitig stets in „hoffnungsvoller Erwartung auf Gottes Zukunft“. Die Besonderheit der klösterlichen Lebensauffassung liege daher jenseits des heute in allen Lebensbereichen anzutreffenden Funktionalismus.
Die erste Tagungssektion „Entwicklungsaspekte klösterlicher Sammelpraxis“ betrachtete die Entstehung klösterlicher Sammlungen aus historischer Perspektive. Dr. GEORG SCHROTT ging in seinen Ausführungen ins 17. und 18. Jahrhundert zurück, sozusagen in die Vorzeit des Klostermuseums. Er betrachtete Männerklöster und deren Sammlungen, zunächst von Büchern und Kirchenschätzen, aber auch von Kunst, Naturalien, Scientifica, Grafiken und Münzen – eine gezielte und durchaus mit dem Wunsch nach Repräsentation verbundene Sammeltätigkeit. Die nachfolgende Referentin, Sr. THADDAEA SELNACK OCist, stellte Sammlungstradition und Sammlung der Zisterzienserinnenabtei St. Marienstern vor, die heute sakrale Kunst aus sieben Jahrhunderten umfasst. Grundlage dieser Sammlung sind zahlreiche Stiftungen, etwa von liturgischem Gerät, Reliquien und Büchern. 1999 wurde für die reichhaltige Sammlung ein eigenes Museum, die sogenannte Schatzkammer, eingerichtet. Mag. KARIN MAYER von der Österreichischen Ordenskonferenz in Wien fragte in ihrem Vortrag nach den Voraussetzungen und Intentionen der Sammelpraxis von österreichischen Frauenklöstern. Mitunter gelangten ganz besondere Objekte in die Sammlungen, wie etwa der Nachlass der Erzherzogin Maria Anna, Tochter der Kaiserin Maria Theresia, bei den Elisabethinen in Klagenfurt. Die Wiederentdeckung dieses einzigartigen Nachlasses im Jahre 2010 führte zur Einrichtung eines Schaudepots. Im abschließenden Vortrag der Sektion nahm Dr. HOLGER KEMPKENS, Leiter des Diözesanmuseums Paderborn, die Präsentation von Klosterkultur in kirchlichen Museen in den Blick. Neben einigen Beispielen klostereigener Museen ging der Referent besonders auf die Diözesanmuseen ein, die in der Dauerausstellung eher selten das Thema Klosterkultur explizit ausweisen. Dagegen wird das Thema in großen Sonderausstellungen regelmäßig aufgegriffen.